Streaming-Dienste im Vergleich

Zuletzt aktualisiert am 27. Juni 2015

Eigentlich sollte dieser Beitrag eine App Store Rezension für die Deezer App werden, jedoch wurde diese so lang, dass es sich eher lohnt sie in einem Blogeintrag zu veröffentlichen. Dabei wurden so viele Vergleiche zwischen dem Musikstreamingdienst Deezer und dessen Konkurrent Spotify gezogen, dass diese jetzt hier direkt gegenüber gestellt werden.

Die Dienste wurden nicht wirklich „getestet“. Beide habe ich jeweils getrennt voneinander über einen bestimmten Zeitraum privat genutzt. Die Streamingplattformen wurden dabei auf einem PC, Mac, iPhone und iPad genutzt. Währenddessen habe ich ausschließlich die Premiumversionen der Angebote genutzt.

Die Anforderungen an den Dienst sind klar. Wir möchten möglichst viel Musik zum möglichst kleinen Preis. Dazu wollen wir die gehörte Musik unseren Freunden empfehlen und mit ihnen teilen. Außerdem möchten wir auf die gleiche Mediathek, von egal welchem Gerät, möglichst einfach und ohne nerviges Synchronisieren, zugreifen können.

 

Das Angebot

Spotify wirbt zurzeit mit 20 Millionen verfügbaren Titeln. Deezer schlägt zu dieser schon recht beträchtlichen Menge nochmal 75% drauf. Hier können wir auf ganze 35 Millionen Songs zugreifen. Jedoch sind bei beiden Anbietern die großen Künstler dabei. Der durchschnittliche Radiohörer sollte alle seine Lieblingsstücke bei beiden finden. Ich selber höre viel deutschen Hip Hop und elektronische Musik und muss sagen, dass sich hier keine großen Unterschiede ergeben. Album A findet man lediglich auf Deezer, dafür gibt es dann Album B auf Spotify… Hier wird empfohlen sich einen Testmonat zuzulegen oder einfach die Free-Version auszuprobieren, um sich selbst ein Bild davon zu machen, welcher der beiden Dienste die eigenen musikalischen Interessen besser vertritt.

Sollte es dann das gewünschte Album doch mal nicht auf Deezer geben, hat man hier einen riesen Vorteil. Nämlich kann die eigene Musik-Mediathek (beispielsweise iTunes) auf Deezer hochgeladen werden. Hier wird die Musik dann abgespeichert und man kann sie von überall aus streamen und zu Playlisten hinzufügen. Momentan befinden sich hier bei mir 4500 Songs. Jedoch werden nur mp3-Dateien unterstützt. Wer oft im iTunes Store unterwegs ist, darf sich also erstmal ans konvertieren machen. Der Upload an sich wurde mehr oder weniger automatisch von der Desktop-Version von Deezer vollzogen, indem ich Deezer Einblicke in meine iTunes Mediathek gewährt habe. Selbstverständlich sind die hochgeladenen Titel dann nur für mich selbst verfügbar, aber auf jeden Fall ein tolles Feature. Denn manchmal muss bei Spotify dann eben doch in die nächste Musik App gewechselt werden, um den gewünschten Titel zu genießen.

Doch was nützt die ganze Musik, wenn man sie mit niemandem teilen kann? Playlisten mit anderen zu sharen ist bei beiden Diensten sehr einfach möglich. Dazu gibt es sogar die Möglichkeit Playlists anzulegen, die gemeinsam mit einer Gruppe von Freunden erstellt und aktuell gehalten werden. Doch sprechen die Nutzerzahlen hier eher für Spotify. Es wurden zum Jahresbeginn 2015 60 Millionen aktive Nutzer gemeldet, wovon 15 Millionen monatlich zahlen.[1] Deezer wirbt mit 6 Millionen Premium-Usern und 16 Millionen aktiven Nutzern[2] (Stand: Februar 2015). Im eigenen Freundeskreis habe ich die Erfahrung gemacht, dass sehr wenige Deezer nutzen. Als ich von meinem neuen Premium-Account berichtete wurde ich nicht selten gefragt, was Deezer überhaupt sei. Erst, als ich den Werbespot („Hör nur das, was du hören willst“) erwähnte, wurde sich erinnert, dass es da noch Konkurrenz zu Spotify gibt. In Sachen Community geht der Punkt also klar an Spotify.

Da jetzt ein Überblick über die beiden Dienste gewonnen werden konnte, sehen wir uns nun an, wie das Ganze in die Tat umgesetzt wurde. Es folgen: Die Apps.

 

iPhone Apps

Natürlich muss die ganze Mediathek, die man sich erstellt hat, auch überall verfügbar sein. Immerhin hören 52%[1] der Spotify User ihre Musik über die App für iPhone oder Android.

Die Spotify-App punktet im ersten Eindruck mit einem guten Kontrast und einer sehr guten Übersichtlichkeit. Das Design ist simpel gehalten und die wichtigsten Funktionen können instinktiv gefunden werden.

Deezer ist zwar ähnlich aufgebaut, jedoch erfolgt die Handhabung nicht ganz so intuitiv wie bei seinem Konkurrenten. Mit dem typischen iOS 8-Look fügt sich die App aber gut in das Betriebssystem von Apple ein. Gespielte Titel merkt sich Deezer und packt ähnliche in den sogenannten „Flow“, welcher zukünftig Musik, die zu den gehörten Titeln passt, wiedergibt.

Da Streamen viel Datenvolumen kostet und nun mal nicht überall eine ausreichende Internetverbindung herrscht, kann man Playlists oder ganze Alben herunterladen. Der Download der Titel funktioniert allerdings auf Spotify nicht immer zuverlässig. Oft bricht dieser ab oder Lieder werden einfach übersprungen. Das macht Deezer dann besser. Hier funktioniert der Download zuverlässig.

Cool auch: Deezer kommt mit Songtexten. Für die meisten Lieder erscheint per Knopfdruck der Text des momentan laufenden Titels. Dabei wird die gerade gesungene Zeile optisch hervorgehoben. Dagegen fehlt leider die aus Spotify beliebt „Remote“ funktion, mit der sich das gerade wiedergebende Gerät (z.B. der PC) per Smartphone oder Tablet fernsteuern lässt.

 

iPad Apps

Endlich wurde vor einigen Wochen die richtige iPad App von Deezer veröffentlicht. Davor kursierte immer eine Beta im Store, die aber nichts taugte. Der neue Release kann sich auf jeden Fall sehen lassen und ähnelt in seinem Aufbau jeder Zeit der iPhone Version. Lediglich die Album Cover werden etwas größer hervorgehoben und im Querformat wird noch im rechten Viertel die Warteliste der kommenden Songs angezigt. Doch warum um Himmels Willen kann ich diese Warteliste nicht frei editieren?! Hier fehlt eindeutig die Funktion, die Titel frei in der Reihenfolge zu vertauschen und neue hinzuzufügen. Allgemein werde ich das Geüfl immer noch nicht los, dass der Platz noch nicht zu 100% optimal genutzt wird. Ich sehe häufig weiße Flächen, die noch besser hätten genutzt werden können (aber kein Vergleich zur Beta!).

Spotify zeigt wie man es richtig macht. Die App lässt sich genau so gut bedienen, wie ihr Partner auf dem iPhone. Menüs werden nachvollziehbar und übersichtlich dargestellt. Wo Deezer mit einer weißen Fläche glänzt, werden hier die 2048 x 1536 Pixel optimal ausgenutzt. Außerdem läuft die Airplay-Funktion viel besser, welche beim Konkurrenten nur sehr verzögert reagiert. Hier muss man lange suchen um etwas zum Meckern zu finden.

 

Programme für PC/Mac

Während Spotify mit einem „richtigen“ Programm kommt, wie man es von iTunes und co. gewohnt ist, setzt Deezer auf einen simplen App-ähnlichen Aufbau (welcher sehr an die iPhone-App erinnert), wobei jedoch die Funktionalität in Mitleidenschaft gerät. Ich persönlich nutze lieber den Web-Player von Deezer, derweilen ich bei Spotify lieber auf das Programm zurückgreife.

 

Fazit

Preislich schenken sich die Konkurrenten nichts. Für 9,99€ monatlich erhält man unbegrenzte Musik. Was die Verfügbarkeit der Lieder angeht, sollte sich jeder ein eigenes Bild machen und abwägen, ob der eigene Musikgeschmack ausreichend vertreten ist. Klare Pluspunkte macht Deezer mit der Songtext-Funktion und dem individuellen Upload von eigener Musik. Verschenkt jedoch viel Potential durch die eher schwache Desktop-Version. Wer unbedingt ein richtiges Programm am Rechner will und auch viel Musik mit dem Tablet hört, sollte deshalb eher zur Konkurrenz greifen.

Zudem spricht die Community klar für Spotify. Wer also viel Musik mit seinen Freunden teilen will und sich gern Playlists von anderen Nutzern anhört, ist bei Spotify besser bedient. An dieser Stelle für alle Deezer-Nutzer da draußen ein Tipp: Fügt man den Link einer Spotify-Playlist auf dieser Seite ein, wird diese automatisch zu einer Deezer-Playlist konvertiert.

Deezer ist also durchaus ein ebenbürtiger Gegner, der auf keinen Fall unterschätzt werden sollte und durchaus genau so viel Aufmerksamkeit verdient hat wie Spotify. Es lohnt sich zweifellos ein Blick.

 


[1] http://www.musikmarkt.de/Aktuell/News/Spotify-mittlerweile-15-Mio.-Abonnenten-Mehrheit-streamt-mobil

[2] http://www.deezer.com/company